Mutter Natur
1/4
Roland Lindner
Robinie mit Krebsgeschwüren
Deutschland
Als erste Station meiner Reise besuche ich Roland Lindner. Roland ist ein langjähriger Bekannter meines Onkels und wusste bereits, dass ich vorbeikomme. In Hollsteitz angekommen, bemerkte ich, dass sich die Umgebung der Werkstatt wie eine Synergie aus Kunst und Natur anfühlte. Roland stand schon in seiner großen, grünen Tür und begrüßte mich lächelnd: „Hey Paula! Ich bin’s, Roland.“ Wir kamen sofort gut ins Gespräch und er erklärte mir, dass er eine große Verbundenheit zur Natur spürt und man nur die Augen öffnen muss, um die Wunder der Welt zu erkennen. Doch neben der ganzen Begeisterung für die Natur merkte ich, dass ihn etwas bedrückt.
Gemeinsam schauten wir uns verschiedene Kunstwerke in seiner Werkstatt an. Roland bearbeitet nicht nur Holz. Auch Glas, Metall und sogar Stein verwendet er, um seine Inspirationen und Ideen umzusetzen. An einem Kunstwerk blieben wir hängen: die "Mutter Natur". Ich schaute rüber zu Roland und er lächelte mich nachdenklich an. „Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich eine tiefe Verbundenheit zur Natur empfinde. Leider habe ich jedoch das Gefühl, dass das nicht bei allen Menschen so ist. Das, was uns ernährt, auf dem wir leben und was mit so viel Schönheit geschmückt ist, treten wir, die Menschen, leider oftmals mit Füßen. Deswegen, liebe Paula, wünsche ich mir, dass du auf deinen Reisen die Augen offen hältst und darauf achtest, dass es deiner Umgebung, deinem Umfeld, der Natur und den Tieren um dich herum gut geht!“. Geknickt, aber auch inspiriert von seinen Worten nahm ich mir vor, die Umgebung um mich herum auf meinen Reisen noch mehr zu schätzen, zu schützen und kennen zu lernen.

Audioguide
Wahrnehmungsanleitung
Nimm dir doch Zeit, das Exponat einmal aus der Nähe wahrzunehmen.
Vor uns steht die Mutter Natur. Sie ist aus einer etwa zwei Meter hohen Wurzel mit ca. 70 cm Stammdurchmesser und langen Ausläufern am Boden gearbeitet. Sie stellt eine alte Frau dar. Oben auf dem Kopf trägt die Frau einen Schleier. Darunter befinden sich ihr Haaransatz und ein trauriges altes Gesicht. Es ist voller Sorgenfalten. Von uns aus rechts, aus ihrem linken Auge, kullert eine Träne das Gesicht herunter. Es schließt sich ein Stück Hals an. Auf diesem liegt eine der beiden Hände der Mutter Natur. Unterhalb der Hand ist der Körper der alten Frau fast vollständig mit unbearbeitetem Holz übersäht. Die Frau ist also Eins mit der Wurzel, aus welcher sie geschaffen ist. Weiter unten befinden sich viele runde, geschwürartige Erhebungen. Es sind natürliche Krebsgeschwüre des Robinienholzes, aus dem das Kunstwerk herausgearbeitet ist.
Video
Beschreibung in DGS
Künstlerinfo
Exponatdetails
Dieses Exponat wurde aus der Wurzel einer abgestorbenen Robinie mit Krebsgeschwüren gearbeitet. Roland Lindner thematisiert darin den Umgang der Menschen mit der Natur. Blickt man in das Gesicht der greisen Dame, so wird schnell deutlich: Gut ist es nicht bestellt um Mutter Natur. Der Anblick welcher Szene wird ihre müden Augen so traurig gestimmt haben? Menschen, die Tag für Tag rastlos umherhetzen, ohne dabei die Schönheiten der Natur zu betrachten?
Der rücksichtslose Umgang mit unserer Umwelt, der auch an Mutter Natur nicht spurlos vorbei geht? Könnte sie sprechen, würde sie sicherlich zahllose Geschichten erzählen können – erfreuliche wie auch erschreckende.
Im Video erfährst du, was Roland Lindner zu seinem Kunstwerk zu erzählen hat. Einen Einblick in sein Leben findest du in der Künstlerinfo.
Die Naturverbundenheit des Künstlers Roland Lindner kommt hier in besonderer Form zum Ausdruck. So stammt das verwendete Material aus dem Hollsteitzer Wald, welcher unweit der Werkstatt des Künstlers gelegen ist. In seinen Werken die Thematiken Umwelt- und Naturschutz aufzugreifen und so die Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken, ist dem Künstler ein besonderes Anliegen. Dabei nutzt er die gegebenen Formen des verwendeten Materials und verwandelt diese in einmalige Skulpturen. So entstehen Werke, die in besonderer Weise die Verbindung zur Natur erkennen lassen. Diese sei schließlich, so Künstler Roland Lindner, das wertvollste Geschenk an die Menschheit.
Mutter Natur
Gebiet: Sachsen-Anhalt | Kretzschau OT Hollsteitz
Größe (B × H × T): 70 cm × 200 cm × 120 cm
Entstehungsjahr: 2004
Exponatnummer: 00971
Hotlinks
Erzgebirgsstube um 1930
Vergänglichkeit
Die Versuchung
Ott-Figuren
Moschee-Kuppel
Königsstuhl
Lebensbaum
Elefant
Pavillon-Modell
Mandalay-Buddha
Gründung erstes Thai-Königreich
Drachen ziehen Wagen
Contrefaitkugel
Nō-Masken
Mahabarata-Epos
Reinkarnation
Sprecherstuhl
Hopi-Kachinas
Reise der Schamanin
Völkerverbindung
Stuhl der Religionen